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Zum Massaker in Paris am 13. November 2015

 

Auf diesen Seiten veröffentlichen wir zwei Stellungnahmen zu den terroristischen Anschlägen in Paris.

Die erste stammt von einem unserer Mitarbeiter. Die zweite von der Internationalistischen Kommunistischen Tendenz.

 

SICH DEM SCHRECKEN UND DER NATIONALEN EINHEIT VERWEIGERN

Weltweite proletarische Revolution oder kapitalistischer Sarg !

 

130 Tote und zahlreiche Verwundete die für ihr Leben traumatisiert sind durch die Pariser Nacht des Schreckens die sie gestern, am Freitag den 13. November 2015, erlitten haben. Diese Nacht des absoluten Schreckens hat sich im Abstand von einigen hunderte Meter von der Zeitschrift Charlie Hebdo abgespielt, wo im Januar die Karikaturisten Cabu, Charb, Wolinski, Honoré und Tignous umkamen. Sie ereignete sich nur kurz nachdem 240 russische Touristen von Al Qaida oder Daech über dem Sinai in die Luft gesprengt waren.

Es sind bestimmt nicht die letzten blinden Terrorakten gewesen. Das groteske Gebären der Regierungen: "die Grenzen schließen", den "Ausnahmezustand" ausrufen und drei Tage "nationale Trauer" erlassen, verhindern nicht die Fortsetzung dieses offen erklärten Kriegs.

Es handelt sich nicht um einen improvisierten Terrorismus von "einsamen Wölfen" doch um einen Guerillakrieg der hinter den Fronten zwischen den verschiedenen kapitalistischen Staaten geführt wird, klein oder groß, ungeachtet ihrer Ideologie: ob "demokratisch", als "Verteidigung der Zivilisation gegen die Barbarei", ob dschihadistisch (Wiederherstellung des Kalifats) oder nationalistisch (panarabisch oder pantürkisch).

Es handelt sich nicht um einen Krieg zwischen dem islamischen Staat (Daech) und dem Westen (Russland eingeschlossen), zwischen einerseits der "Barbarei" und andererseits der "Zivilisation". Alle "Zivilisationen", ungeachtet ihrer Religion und ihres Entwicklungsgrads haben das Blut ihrer unzähligen Opfer an den Händen.

Lassen wir uns nicht den Mythos eines neuen Religionskriegs auf planetarischer Ebene aufschwatzen (Christentum gegen Islam, Sunniten gegen Schiiten, Buddhismus und Hinduismus gegen den Islam usw.), eine Botschaft die von den Medien propagiert wird die rund um die Uhr makabere Inszenierungen verbreiten (Enthauptungen, die Sprengung Palmyras und Kreuzigung seines Archäologen). Alles wird daran gesetzt um den Ausgebeuteten und Unterdrückten zu suggerieren dass der heutige Krieg ein "Kreuzzug" der "Demokratie" gegen die "neuen Barbaren" ist oder ein "heiliger Krieg" der verelendeten Massen der muslimischen Länder gegen die "Kreuzfahrer".

Der imperialistische Krieg ist eine allgegenwärtige Tatsache in einem weltweiten System in der Krise: eine Wirtschaftskrise ohne Ende, eine ökologische Krise der kapitalistischen Umwelt, massive Migrationen (die von Krieg und Umweltkatastrophen erzeugt werden), das Auseinanderfallen der schwächsten Staaten, wiederholte Bürgerkriege im Mittleren Osten, Afrika, Zentralasien (Afghanistan, chinesisch Türkestan).

Nach der US-amerikanischen Intervention im Irak in 2003 wird die Geopolitik der Grenzen im Nahen und Mittleren Osten mit Sprengstoffgürtel und Kalaschnikoffs geführt, mit Enthauptungen durch das Schwert des Dschihad, mit Drohnen und massiven Bombardierungen gegen Zivilbevölkerungen (der Staat Erdogans gegen die Kurden; Russen und Westliche gegen Daech in Syrien und im Irak; Saudis gegen pro-Iranische "Schiiten" im Jemen). Wie im letzten Weltkrieg sind die unschuldigen zivilen Opfer am zahlreichsten.

Der Krieg währt überall umher auf einem Planeten der einer wirklichen Agonie zum Opfer ist. Und alle sind verantwortlich: die kleinen und großen Staaten, oder die im Entstehen begriffen sind, was auch ihre Ideologie ist, alle verstecken ihre imperialistischen Kriegsziele unter einer religiösen, "demokratischen", ja - jetzt nicht lachen ! - "humanitären" Phrasendrescherei gegen den "Terrorismus" (von Putin bis zu den iranische Ajatollahs, deren Markenzeichen der Galgen ist).

Der Tod währt jetzt überall umher, nicht nur in Paris, im Süden Beiruts, über dem Sinai. Es gibt keinen Winkel dieses Planeten der in den nächsten zwei Jahrzehnten nicht berufen ist ein militärisches "operationales Theater" zu werden in Folge der Vervielfältigung der lokalen Konflikte.

Ein Sieg des Terrorismus und der kapitalistischen "Demokratien" oder Diktaturen (China, Russland) wäre es um diese Attentate als Ausdruck eines ideologischen Krieges zu präsentieren. All diese Staaten sind und bleiben kapitalistische Staaten. Ihr Ziel ist es um durch den Krieg ihr nationales Kapital zu erhalten, zu verstärken oder zu entwickeln.

Hinter ihrer Bibel oder ihrem Koran gibt es die kapitalistischen Gesetzestafeln: Du mordest bis Du all Deine Konkurrenten oder Widersacher eliminiert hast; Du liebst Deine Feinde wie Dich selbst sobald sie sich in die Richtung der Mekkas des Kapitals nieder gekniet haben, und die heiligen Gesetze des Kapitals angenommen haben (Privateigentum, Handelswirtschaft, Schaffung und Vernichtung der Natur-Ware).

In allen Ländern die von diesen Terrorakten getroffen werden, wird wieder die "nationale Einheit", und der "Burgfrieden" propagiert - wie nach dem Attentat gegen Charlie Hebdo.

Das Proletariat, die universelle anti-nationale Klasse ("Die Arbeiter haben kein Vaterland.") kann nur eine Antwort geben: der verallgemeinerte Klassenkampf, bis (eines Tages vielleicht) zum Klassenkrieg gegen alle Kapitalismen, ungeachtet ihrer Etiketten, an allen Klassenfronten, gegen das Kapital und die Bourgeoisien, im Kostüm der City oder des Dschihad, mit Drohnen oder Kalaschnikoff.

Nur ein Erwachen des internationalen Proletariats kann den Triumph der nationalen Einheit an allen Kriegsfronten verhindern. Hinter dem "Burgfrieden" der Nation steht der unumgängliche Ausgang: ein verallgemeinertes Auflodern von wiederholten lokalen Kriegen in einem verallgemeinerten Konflikt.

Die nationale Einheit akzeptieren, in Frankreich oder anderswo, heißt einen programmierten kapitalistischen Tod akzeptieren. Diejenigen die sie anhängen, die sich wie die Schafe dem Opfermesser des Kapitals ausliefern, können ihren Sarg schon im voraus bestellen.

Das gegenwärtige Proletariat ist weder ein Mythos noch ein Überbleibsel einer glorreichen Vergangenheit. Morgen wird es seine Stimme erheben. An jenem Tage an dem es sie hören lässt, wird es alle heutigen und zukünftigen Opfer dieser schändlichen Angriffe des Kapitals in den Lumpen des Dschihad vollständig als die seinen erkennen. Es wird aus gleichen Stücken alle Opfer der Bombardierung Syriens und des Irak ehren, zum größten Teil Arbeiter.

Eines Tages wird es sie "rächen", nicht indem es sich dem Burgfrieden anschließt, sonder indem es die Herrschaft des Kapitals in allen Ländern vernichtet um eine gerechte und befriedete Gesellschaft gebären zu helfen, eine Gesellschaft von wirklicher Gleichheit für alle Unterdrückten und Ausgebeuteten, ohne Nationen, ohne Grenzen, und ohne permanente Kriege, eine Gesellschaft wo nicht länger der "Krieg aller gegen alle" regiert.

Karlchen, am Samstag den 14. November 2015.

 

Übersetzung aus dem Französischen: 20. November 2015.

 

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Die Pariser Anschläge :

BARBAREI, BARBAREI UND IMMER MEHR BARBAREI

 

Das Massaker in Paris hat einen Aufschrei hervorgerufen dass es sich um ein Vergehen gegen die Menschheit handelt. Die internationale Bourgeoisie schwankt zwischen Verzweiflung und Entrüstung, zwischen Angst und Aufruf zur Rache. Von allen Seiten hören wir Schreie für einen "gerechten Krieg" als Antwort auf den "heiligen Krieg". Der Westen gegen den Osten, christliche Tradition gegen islamischen Fundamentalismus, Frankreich möchte die Opfer rächen durch das strategische Herz von ISIS zu treffen. ISIS greift Frankreich an um sich an den Entschluss der französischen Regierung zur Kriegsteilnahme in Syrien zu rächen. In Wirklichkeit geht es um einen Konflikt zwischen einem neugeborenen Imperialismus der seine ersten tragischen Schritte in "seinem" Mitteleren Osten machte und diejenigen der westlichen imperialistischen Welt in einer Region in der das Erdöl jahrelang das Motiv für ihre Militärinterventionen gewesen ist.

Dieser Krieg dauert nun schon Jahre an. Frankreich, die Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien, heute sogar das Russland Putin’s, sind Kriegstreiber die die Gegenwart zerstören um die Zukunft (Öl und Gas) wirtschaftlich zu sichern. Vorher waren es der Irak und Afghanistan, später Libyen. Heute ist es Syrien und morgen wird es irgend ein anderes Gebiet oder Land sein von Minimalem wirtschaftlichem und strategischem Interesse. Der heuchlerische Westen trauert um seine unschuldigen Opfer doch vergisst dabei dass das mörderische Monster das sie umgebracht hat dank westlicher Hilfe selbst geschaffen wurde und nur beiseite geschoben wurde als es einen unabhängigen Weg ging, indem es sich zwischen dem einen und dem anderen Imperialismus aufstellte.

Der Westen vergisst auch dass solche mörderische Gewalttaten Resultat auch seiner eigenen imperialistischen Barbarei ist. Diese hat den Mittleren Osten in ein permanentes Schlachtfeld umgewandelt um es seines Reichtums zu berauben und es danach in der tiefsten Misere zurück zu lassen. Von Kriegsvernichtung umgeben, grinst einem großen Teil der Bevölkerung der Hunger ins Gesicht ohne jegliche Alternative als die Flucht in gerade die Länder die diese Misere an erster Stelle verursacht haben.

Die Barbarei von ISIS rührt von ihren wirtschaftlichen und politischen Interessen her, als ein gebürtiger Imperialistischer Staat der beansprucht die unterprivilegierten Massen zu verteidigen, die ihre Religion als einzigen Heilweg akzeptiert haben, und die ihre Würde als ausgebeutete Klasse dieser Erde für ein unerreichbares Glück nach dem Tod verkauft haben. Ihre Barbarei beinhaltet dass sie einen "asymmetrischen" Krieg führen gegen unbewaffnete Zivilisten, die sie wie Schlachttiere dezimieren.

Doch die Barbarei nimmt auch die Form des westlichen Imperialismus an der Vernichtungskriege führt, die hunderttausende Zivilisten das Leben nehmen, ausschließlich um seine kapitalistischen Interessen zu befriedigen und das Leben eines Wirtschaftssystems fort zu setzen das nur überleben kann indem es Wirtschaftskrisen, Hunger, Arbeitslosigkeit und die härteste Ausbeutung von Millionen von Arbeitern schafft. Solche Kriege können nur die Ausgebeuteten selbst bekämpfen die das kapitalistische System an den Bettelstab gebracht hat.

Das Massaker in Paris sollte all diejenigen nachdenklich stimmen die die tragischen Nachrichten anhören ohne ein wenig weiter zu gehen:

1) Wie der Rest der internationalen Bourgeoisie wird die französische regierende Klasse diese schreckliche Abschlachtung dazu benutzen um ihre kriegerischen Aktivitäten zu intensivieren. Während anscheinend jeder man gegen ISIS ist, sucht jeder Imperialismus seinen eigenen wirtschaftlichen Vorteil in einer Zeit von schleichender Wirtschaftskrise in der es noch immer keine Zeichen eines robusten Aufschwungs gibt.

2) die Barbarei in Paris ist ein Widerhall der Barbarei der Drohnen auf den Kampfschauplätzen Syriens, die überall tausende Zivilisten umbringen, Krankenhäuser bombardieren und verheerende "Kollateralschäden" um sich verbreiten.

Es geht nicht an um über Barbarei in der Mehrzahl zu sprechen, um darüber zu entscheiden wer barbarischer ist als andere oder wer von allen der schlechteste ist. Die Frage dreht nicht darum was für die Medien das Schrecklichste ist das es zu übermitteln gilt - die Exekution von Gefangenen oder die Abschlachtung von Zivilisten in einem Fußballstadion oder bei einem Konzert; es geht auch nicht darum ob es schrecklicher ist in einem tragische "Videospiel" zu lernen dass irgendeine Drohne dutzende Familien vernichtet oder einige hunderte Hirten mit ihren Herden verbrannt hat. Barbarei ist Barbarei.

Es ist KAPITALISTISCHE Barbarei die bekämpft werden muss, ungeachtet der Ideologie und der religiösen Instrumente die alle Seiten anwenden wie es ihnen in den Kram passt. Die andauernde Krise des Kapitalismus die Produktive Kapazitäten zerstört, nimmt die Form des imperialistischen Krieges und Todes. Der Kapitalismus erschafft die Krise werden die Auswirkungen der imperialistischen Manöver schlimmer. Imperialismus erschafft Imperialismus nach seinem Gleichnis und Ebenbild. Barbarei erschafft Barbarei in einem endlosen Zyklus. Der einzige Weg um diesen zu durchbrechen ist den Klassenkampf wieder aufzunehmen. Die hunderte Millionen von ausgebeuteten Arbeitern die die unschuldigen Opfer der Massaker und Kriege sind, sind in der Not sich von diesen barbarischen Gesellschaften zu distanzieren. Sie sind in der Not einen Weg heraus aus dem Käfig zu finden in den die kapitalistische Gesellschaft sie gezwängt hat. Sie müssen über eine Alternative zur heutigen Gesellschaft nachdenken und ihre unduldbare Barbarei. Sie müssen denken in den Kategorien von Klassen, von Krieg gegen den Krieg, von der Barbarei des Krieges und jener die ihn anfachen und zugleich um Sympathie und Verständnis werben. Dann wird es weniger Krieg geben, weniger Ideologien oder Religionen um ihn zu rechtfertigen, weniger Massaker wie das in Paris oder was auch immer noch folgt. Es ist der einzig mögliche Weg, um den unabhängigen Kampf der ausgebeuteten Klasse gegen Kriege und das Wirtschaftssystem das sie hervorbringt zu entwickeln.

FD

Samstag den 14. November 2015.

 

Aus dem Englischen übersetzt am 18. November 2015.